Montag, 30. März 2009

Typisch Kanada: Zwischen Fakten und Klischees

Fragt man Europäer, was typisch ist für Kanada, kommt vielen sicher spontan ein kantiger Holzfäller in den Sinn, der mit Biberfellmütze und Karohemd in der Wildnis seiner Arbeit nachgeht. Tatsächlich gibt es in Kanada über eine Million Menschen, die direkt oder indirekt in der Forstwirtschaft beschäftigt sind. Da eine Menge Holz für Haus- und Wohnungsbau in die USA exportiert wird, hat die Krise des US-Immobilienmarktes den Kanadiern in den letzten Jahren zugesetzt und zu Entlassungen geführt.

Europas Eishockey-Fans denken wohl zuerst an Wayne Gretzky, wenn sie Kanada hören. Der 48-Jährige ist der kanadische Franz Beckenbauer. Denn „hockey“ ist Volkssport und Gretzky wird von den meisten Experten als der beste Spieler aller Zeiten angesehen. Von 1979 bis 1999 war er in der National Hockey League aktiv, Nordamerikas Elite-Liga. Hier sind viele der Weltbesten am Puk und treten für Teams aus den USA und Kanada an.

Die Top-Klubs tragen so klangvolle Namen wie Toronto Maple Leafs, Montreal Canadiens, Ottawa Senators, Calgary Flames, Vancouver Canucks oder Edmonton Oilers. Vier Mal führte Gretzky die Edmonton Oilers zum Titelgewinn. Auch andere klassische Wintersportarten sind beliebt, vor allem Eislaufen, Skifahren und Snowboarden. Hervorragende Wettkampfbedingungen finden auch die Spitzensportler vor. Die Olympischen Winterspiele 2010 in Vancouver sind nach Montreal (1976) und Calgary (1988) bereits die dritten, die in Kanada statt finden.

Im Sommer frönen die Kanadier dem Canadian Football, der dem American Football ähnelt. Auch Baseball, Golf, Basketball oder Lacrosse (ein Mannschaftssport mit Netzschlägern und zwei kleinen Toren) haben einen hohen Stellenwert. Ein landestypisches Original ist der Kanadier: ein offenes Kanu, das im Kanu-Rennsport genutzt wird. Mit den Vorläufern dieser Boote paddelten einst hiesige Indianer durch dicht bewaldete Fluss- und Seenlandschaften.

Aus dem Wald stammt auch das Nationalsymbol, der Ahorn. Kanadas Nationalflagge ziert ein rotes Ahornblatt („maple leaf“). Aus dem Saft des Zucker-Ahorns wird der Ahornsirup gewonnen, ein Exportschlager, der vorwiegend im Osten in der Provinz Quebec produziert wird. Traditionell serviert man ihn in Nordamerika zu Pfannkuchen, Waffeln, Eis oder French Toast (ähnlich wie Arme Ritter). Oder man backt gleich einen Ahornsirupkuchen. Als klassisches Einwanderungsland steht Kanada vor allem in den Städten für kulinarische Vielfalt.

Kanada-Besucher werden merken, dass sich die Lebensart der Einheimischen stark von dem unterscheidet, was für US-Amerikaner als typisch gilt. Kanadier stehen in dem Ruf, „europäischer“ zu sein. Dem „American Way of Life“ stehen sie laut Umfragen eher skeptisch gegenüber. Religiöser Eifer ist definitiv weit weniger verbreitet. In Abgrenzung zu den USA sind viele Kanadier stolz auf ihr staatliches Gesundheitssystem.

Wissenswertes zum Thema bietet auch diese Seite der kanadischen Regierung:
http://www.international.gc.ca/missions/germany-allemagne/about-apropos/menu-deu.asp

Bilder:
Szene eines NHL-Spiels Vancouver Canucks vs. San Jose Sharks (Copyright: Elliot, CC-Lizenz)
Ahornsirup (Quelle: Wikipedia)

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