Montag, 20. April 2009

Traumziel Kanada: Einwanderer mit deutschen Wurzeln

Für Deutsche, die es dauerhaft ins Ausland zieht, zählt Kanada zu den Favoriten. Pro Jahr siedeln sich etwa 4000 von ihnen hier an. Viele stammen aus den östlichen Bundesländern und setzen auf eine bessere wirtschaftliche Perspektive.

Wer einwandert, hat vor allem auf dem Dienstleistungssektor, im Versicherungswesen und in der IT-Branche Chancen auf einen gut dotierten Job. Auch Handwerker, Ingenieure und Pflegekräfte sind gefragt. Mitbringen sollte man gute Englischkenntnisse, in der Provinz Quebec auch Kenntnisse der französischen Sprache. Allerdings gibt es in der Regel keinen Kündigungsschutz, keine Sonderzahlungen und jährlich nur 14 Tage unbezahlten Urlaub. Bewerber sollten sich zunächst um ein Visa oder eine Arbeitserlaubnis kümmern oder mit einem Touristenvisum einreisen.

Die Immigranten folgen einer bewährten Tradition: Lange bevor das Einwanderungsland Kanada 1931 ein souveräner Staat wurde, sichtete man hier die ersten Deutschstämmigen. Sie kamen nicht in friedlicher Absicht, sondern nahmen als Söldner – in französischen oder englischen Diensten – am Krieg zwischen den Kolonialmächten teil.

Die erste deutsche Siedlung hieß Waldbourg. Sie wurde 1745 von Soldatenfamilien auf der Kap-Breton-Insel in Nova Scotia unweit der französischen Festung Louisbourg gegründet. Nach der Einnahme Louisbourgs gaben die Deutschen Waldbourg auf. Die kleine Hafenstadt Lunenburg (Nova Scotia) gibt es dagegen bis heute. Deutsche Siedler gründeten sie 1753 gemeinsam mit französischen Protestanten.

Deutschsprachige Einwanderer zog es auch in die heutigen Provinzen Ontario und Quebec. Ehemalige Soldaten ließen sich nach der Amerikanischen Revolution am St. Lorenz-Strom nieder. Dazu gesellten sich Mennoniten, die aus dem bereits dicht besiedelten Pennsylvania kamen. Nach den Napoleonischen Kriegen zog es deutsche Handwerker, Kaufleute und Bauern nach Kanada.

Eine weitere Einwanderungswelle spülte ab 1872 hunderttausende Europäern über den großen Teich. Kanada lockte Einwanderer mit einem Landzuteilungs-Gesetz, nach dem 65 Hektar Land bloß 10 Dollar kosteten. Weitere Deutsche wurden im Westen sesshaft und gründeten Dörfer wie Neu Elsass, Landshut oder Bruederheim.

Im 20. Jahrhundert strömten weiterhin massenhaft Deutsche ins Land. Zwischen 1919 und 1939 emigrierten 90.000 nach Kanada, davon die Hälfte aus Südost- und Osteuropa. Über zwei Drittel von ihnen waren Bauern. Auch in den 1950er und 1960er Jahren entschieden sich viele Deutsche für ein Leben im Ahorn-Staat.

Heute gibt es in Kanada vier Millionen deutschsprachige Einwohner. Damit bilden Deutsch-Kanadier die drittgrößte Ethnie im Land. Toronto (220.000) und Vancouver (190.000) sind die Städte mit den meisten Deutschsprachigen. In der Stadt Kitchener-Waterloo in der Provinz Ontario sprechen fast 100.000 Menschen die deutsche Sprache – mehr als 40 Prozent der Bevölkerung.

Schon im 19. Jahrhundert zogen viele Deutschstämmige nach Kitchener. Ein Einfluss, der in bekannten Traditionen fortlebt: Es gibt einen Christkindlmarkt und das jährliche Oktoberfest ist das größte außerhalb Deutschlands. Kanadier und US-Amerikaner kommen in Scharen, um dabei zu sein. Übrigens hieß Kitchener bis 1916 Berlin, ehe es nach einem britischen Feldmarschall benannt wurde.

Natürlich gibt es auch eine deutschsprachige Presse. Einen Überblick über die wichtigsten deutschsprachige Zeitungen und Zeitschriften in Kanada findet man auf www.press-guide.com/canada.htm.

Nützliche Informationen für alle, die dauerhaft in Kanada leben und arbeiten wollen bietet die kanadische Regierung unter:
http://www.international.gc.ca/missions/germany-allemagne/visas/menu-deu.asp (Deutsch)
http://www.cic.gc.ca/english/index.asp (Englisch)

Bild: Oktoberfest in Kitchener, Ontario (Quelle: Wikipedia)

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